Es könnte am Ende eine Baumaßnahme zu viel gewesen sein. Die UNESCO denkt offenbar darüber nach, der Hansestadt Wismar den Titel „Welterbe“ zu streichen. Und das vor dem 20-jährigen Welterbe-Jubiläum im kommenden Jahr. Aus dem Schreiben, das Wismar News nicht vorliegt, geht hervor, dass die UNESCO die Hansestadt schon länger im Visier hat. Laut dem Vorstandsmitglied und Stadtplaner Prof. Dr. Louis Beton bereits seit den 50er Jahren, wegen „substantieller“ baulicher Eingriffe. „Das ging schon los mit der Sprengung des Kirchenschiffs von St. Marien. Dann die frühere Schwimmhalle, abgerissen. Das Krankenhaus am Dahlberg, abgerissen. Das Russen-Magazin, plattgemacht. Oder zuletzt die Markant Kaufhalle in Wendorf: einfach weg. Alles oftmals zugunsten profitorientierter Projekte. Da müssen wir einschreiten.“
Die Straßen von San Unesco
Dazu kommen unzählige Straßenbauprojekte. Mehr als ein Dutzend Baustellen sorgen im Wismarer Stadtgebiet derzeit für Behinderungen und für Ärger, nicht nur bei Autofahrern. Auch die UNESCO prangert die Maßnahmen an. „Das verschandelt das Stadtbild erheblich. Das ist unterste Schubkarre Schublade. Wenn sie wenigstens als Straßenbelag Backstein verwenden würden, hätten wir nichts dagegen“, sagt Prof. Dr. Louis Beton. Investigative Recherchen von Wismar News bestätigen das. Nachgefragt auf der Baustelle Bürgermeister-Haupt-Straße bei Vorarbeiter Andreas Asphalt. „Ja, das stimmt. Hier ist eine Baustelle, ich arbeite dort. Täglich. Und wir verwenden keine Backsteine für die Fahrbahndecke, wozu auch. Wollt ihr mich verarschen?“

Komitee stellt Forderungen
Wismars Bau Bürgermeister Thomas Beyer reagierte gelassen auf den drohenden Verlust des Welterbetitels. „Ich habe damit schon viel früher gerechnet. Auch wenn dann vielleicht ein paar Touristen weniger kommen, könnte die Stadt dann machen, was sie will, und muss sich nicht mehr gefallen lassen, dass sich das Welterbekomitee in unsere Baupläne einmischt.“ Wie Wismar News aus unsicherer Quelle erfahren hat, will die UNESCO den Erhalt des Titels nun an Bedingungen knüpfen, damit die Baumaßnahmen zügig abgearbeitet werden können. Hier ein Ausschnitt:
- Wismar ruft den baulichen Notstand aus.
- Einwohner werden zwangsverpflichtet, mitzuhelfen.
- Helm- und Gummistiefelpflicht im gesamten Stadtgebiet.
- Externe Bauarbeiter sollen von den Bürgern versorgt und beherbergt werden.
- Einige Gebäude müssen wiederaufgebaut werden (Schwimmhalle z.B.).
Es wäre erst das vierte Mal, dass die UNESCO einen Welterbetitel streicht, nach Liverpool, Dresden und Neubrandenburg nun also eventuell Wismar. Das Abstimmungsergebnis lautete 14:4 für die Streichung unter Vorbehalt. Zurzeit machen sich deshalb gerade wieder neue Stätten Hoffnung auf den begehrten Titel, so auch die Landeshauptstadt Schwerin. Dazu Prof. Beton: „Außerhalb des Protokolls, Ihnen kann ich es ja anvertrauen. Schwerin wird niemals zum Welterbe erklärt, bevor nicht der Schandfleck Schlossensemble endlich abgerissen wird.“
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