Neue Disco für Alte Mensa

Bunter, schöner, moderner. Die Alte Mensa 2.0 hier noch im Entwurf und bald Realität.

Wer zum Lachen in den Keller geht, der sollte sich diese Geschichte nicht entgehen lassen. Sie handelt vom wohl bekanntesten Untergeschoss der Stadt – dem Mensakeller. Eines vorweg; die Story ist eine Mixtur aus nostalgischer Schwärmerei, billigem Klamauk und Wunschdenken. Trotzdem ist sie natürlich von vorne bis hinten zu 100 Prozent wahr (Zwinker-Smiley). Die gute Nachricht wird schon in der Überschrift verraten: Wismar hat wieder eine Diskothek, nämlich die Alte Mensa. Ja genau, DIE Alte Mensa. 2018 wurde das Gebäude bekanntlich von den Behörden geschlossen, aus Gründen. Mensakeller, Milchbar, später der Außenbereich – alles Geschichte. Lange war es still, das Gebäude schimmelte vor sich hin. Groß war die Sehnsucht bei vielen Wismarern, mal wieder das Tanzbein zu schwingen, mit Bekannten abzuklatschen und sich am Tresen die Lebergarnitur aufzupolstern.

Der Rohbau für die künftige Milchbar ist fertig. Glattputz und Raufasertapeten an den Wänden sollen den alten Charme wiederherstellen.

Dachverband bestätigt Trendwende

Wer sich erinnert: In den 90er Jahren war Wismar als Partymetropole deutschlandweit bekannt. Locations wie z. B. Mensa, Block 17, Pflaumenbaum, Big Ben, Klubhaus der Jugend, Alu-Bau, Blubberclub, Wallgarten oder das Enjoy in Karow. Die Nächte waren von einer steten Jagd nach Vergnügungen und Unterhaltung erfüllt. Sogar aus Berlin, Hamburg und München kamen die Menschen zum Feiern hierher.

Aber dann? Sinkende Besucherzahlen, steigende Kosten, Streamingdienste und soziale Netzwerke deckten Angebote ab, die früher als Alleinstellungsmerkmal von Discos galten. Übrig geblieben ist nur der altehrwürdige Block 17. Aber nun also der Wandel, denn alles kommt ja irgendwann zurück. Das bestätigt auch der Dachverband Internationaler Schwof Organisationen (kurz: DISCO). Referentin Dr. Dörte Dancing findet klare Worte: „Ja, die Nachfrage nach Diskotheken war rückläufig. Die Branche kämpft noch immer mit großen Herausforderungen, aber ein Discosterben kann ich nicht erkennen. Im Gegenteil. Gerade nach Corona stieg das Interesse vor allem bei der Kernzielgruppe von Clubs: den 18- bis 25-Jährigen – der sogenannten Generation Z. Sie meidet Stress, ernährt sich gesund, säuft und bumst kaum, schläft früh. Dachte man. Stimmt aber nicht. Korrigieren Sie mich, wenn ich richtigliege.“

Der Klügere spült nach: Die alten Pissoirs sind zu einer innovativen Bar umfunktioniert worden. Praktischer geht es nicht.

Ein Leben auf der Aperolspur

Eine Marktanalyse bestätigt diese Trendwende. Diskotheken sind wieder angesagt. Dachte sich auch die Wohnungsbaugesellschaft Wismar (Wobau), hat das Gebäude gekauft und macht daraus wieder eine Disco. Das Obergeschoss soll teilweise von der eigenen Verwaltung als Bürogebäude genutzt werden. Interessierte konnten sich am „Tag der offenen Tanzfläche“ ein Bild vom Baufortschritt machen. Viele von ihnen waren früher häufiger hier, jetzt allerdings ohne Vorglühen. Die Wobau wird das 1975 vom Architekten Ulrich „die Schale“ Müther entworfene Gebäude künftig vermieten.

Neuer Müther Mieter ist dann Thorsten Travolta. In der Discoszene kein Unbekannter wird er den Mensakeller betreiben: „Das wirtschaftliche Risiko ist überschaubar“, so die Schwarzlicht-Legende. „Wir machen es genauso wie damals. Neben dem Keller wird auch die Milchbar wiedereröffnet, dazu weitere Bars – das wird ein Leben auf der Aperolspur. Für die Musik sorgen DJ Bass Spencer und DJ Spotify. Dann kommt Stimmung in die Bude, da brennt die Oma. Und es gibt schon viele Sponsoren. Denn: It´s all about the money – es geht immer nur um Manfred.“

Am „Tag der offenen Tanzfläche“ testen die ersten Neugierigen schon mal den Dancefloor. Bald werden sie hier den Mecklenburger Halbkreis bilden.

Bürgerschaft ändert extra Satzung

Auch in der Wismarer Bürgerschaft, bekannt für ausschweifende Partys, gab es immer den Wunsch nach einer erneuten öffentlichen Nutzung der Alten Mensa, möglichst als Veranstaltungsort. Die Nutzungsverordnung als „lärmintensive Veranstaltungs- und Vergnügungsstätte“ ist kürzlich extra angepasst worden und daher − mitten in einem Wohngebiet − planungsrechtlich ausdrücklich erlaubt. Und nun ist es also bald soweit: Die Alte Mensa 2.0 wird am 25.12.2025 feierlich wiedereröffnet, als besonderes Weihnachtsgeschenk für alle Wismarer. Die ersten 1000 Gäste bekommen Freibier und Freisekt, als Willkommensgruß von Stadt und Wobau.

Die heiße Promo-Phase läuft. Am 1. Weihnachtsfeiertag beginnt eine neue Ära der gepflegten Abendunterhaltung.

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