Exklusiv-Interview mit Annalena Baerbock

Eine Stadt im Ausnahmezustand, auch wenn es medial kaum wahrgenommen wurde. Wismar war jedenfalls Austragungsort eines Außenministertreffens des Ostseerats. Hobbyradler kennen ihn, vom Ostseerad-Fernweg. Mit dabei auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. Wismar News traf die Grünen-Politikerin auf ihren Wunsch zum Exklusiv-Interview. Es ging um Historisches, ihre Eindrücke von Wismar und harte politische Fakten.

Wismar News: Schön, dass unser Terminkalender dieses Gespräch ermöglicht hat. Frau Außenministerin, dürfen wir Annalena sagen?

Außenministerin Baerbock: Nein.

Wismar News: Gut, dann zunächst einmal die Frage: Warum fiel die Wahl auf Wismar für das Treffen des Ostseerats?

Außenministerin Baerbock: Weil Wismar vor allem aus historischer Sicht einen spannenden Hintergrund hat. Wie jeder weiß, wurde hier am 28. Juni 1919 der Wismarer Vertrag unterschrieben, zwischen dem Deutschen Reich, Frankreich, Großbritannien, den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten. Dieser Friedensvertrag beendete den Ersten Weltkrieg auf völkerrechtlicher Ebene, Geschichtsunterricht Klasse 4. Ich habe neulich gerade eine zweibändige Trilogie darüber gelesen. Es war also naheliegend, dass wir hier zusammenkommen. Außerdem kannte ich Weimar schon aus dieser Vorabend-Krimiserie „Soko Weimar“. Die mag ich gern gucken.

Wismar News: Sie haben sich auch die Stadt angesehen, es gab einen Rundgang. Ihre Eindrücke? Würden Sie als Touristin wiederkommen?

Außenministerin Baerbock: (Lacht) Auf keinen Fall. Denn ich bin gleich hiergeblieben und hänge noch eine Woche Urlaub dran. Als ich mit diesem Pulk von wichtigen Leuten bei herrlichstem Sonnenschein durch die Stadt geschlendert bin, hat uns Bürgermeister Torsten Meyer ein paar wirklich schöne Ecken gezeigt, wir waren am Friedenshof, in Wendorf und am Kagenmarkt. Da war mir schnell klar, davon will ich noch mehr. Abends ist die Delegation noch in der Kneipe „Fellfresse“ gelandet. Da sind Manuela Schleswig und ich ordentlich versackt.

Autogrammstunde mit dem Bürgermeister. Außenministerin Baerbock verewigte sich im Goldenen
Buch der Stadt.

Wismar News: Und wo haben sie gewohnt, bzw. wo wohnen sie aktuell?

Außenministerin Baerbock: Da ich ja Grünen-Politikerin mit Leib und Seele bin, halte ich mich vorzugsweise in der Natur auf. Hotels kann ich nichts abgewinnen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne zelte und den Sommer grundsätzlich am FKK-Strand verbringe. Ich wohne daher vorübergehend auf dem Campingplatz in Zierow.

Wismar News: Es gab auch einige kritische Stimmen hinsichtlich des Außenminister-Treffens. Die Kosten für den Steuerzahler sollen ca. 5 Millionen Euro betragen. Korrigieren Sie uns bitte, wenn wir richtig liegen.

Außenministerin Baerbock: Ich weiß nicht, wo Sie diese Zahl herhaben. Das ist völlig an meinen Haaren herbeigezogen. Denn die Kosten lagen deutlich über 5 Millionen. Außerdem habe ich auf eine möglichst umweltfreundliche Anreise geachtet. Während meine Amtskollegen in Rostock-Laage gelandet und dann mit dem Auto nach Weimar geknattert sind, bin ich mit dem Privatflugzeug direkt auf dem Flugplatz Müggenburg gelandet. Denn ich fliege neuerdings sehr viel bewusster. Nur noch Kurzstrecke. Die Strecke Berlin-Müggenburg hat deutschlandweit den geringsten Kerosinverbrauch, das wissen viele gar nicht.

Wismar News: Wir schweifen ab, Frau Ministerin. Worum ging es denn inhaltlich bei dem Treffen des Ostseerats? Wurden wichtige, gar wegweisende Beschlüsse gefasst?

Annalena Baerbock: (Überlegt lange) Entschuldigung, mein gedanklicher Anfahrtsweg war etwas weiter. Zunächst einmal hat mein Besuch hier zu einem gewaltigen Imagegewinn beigetragen – allerdings bei mir. Schon Frank Sinatra hat damals über Wismar gesungen, „if you make it there, you can make it anywhere“ oder so (spricht englisch). Zu Ihrer Frage. Die Windkraft auf See soll ausgebaut werden, über Munitionsbergung haben wir auch geredet und über das Kunsthandwerk norddeutscher Bergvölker. Außerdem werden hier in Wismar angeblich bald Kriegsschiffe gebaut. Denn wie Sie vielleicht wissen, hat Russland die sicherheitspolitischen Koordinaten verschoben. Putin, das alte Kremlmonster, spricht ja immer noch von einer „Spezialoperation“ in der Ukraine, wie in dem Film „Spezialoperation der Sterne“ (lacht). Aber Spaß beiseite.

Wismar News: Apropos Spaß. Wir haben gesehen, dass Sie unsere Satireseite abonniert haben. Warum?

Annalena Baerbock: Nun ja, der Humor Ihrer Seite ist vulgär, plump und im Kern infantil. Und doch frage ich Sie: Wollen wir in einer Welt leben, in der kein Platz ist für billige Witze, Zynismus und Fäkalhumor? Nein. Das wäre eine weitere Kastration durch die sogenannte Woke-Kultur und ein Rückschritt für unsere Gesellschaft. Dies zu erkennen, ist nicht jedem gegeben, leider. Als Wismar News Abonnentin habe ich deshalb das Gefühl, Teil einer intellektuell überlegenen Minderheit zu sein.

Wismar News: Danke Frau Außenministerin, es war uns ein Vergnügen.

Außenministerin Baerbock: Das Vergnügen war ganz auf Ihrer Seite.

2 Kommentare

  1. . Außerdem kannte ich Weimar schon aus dieser Vorabend-Krimiserie „Soko Weimar“. Die mag ich gern gucken.
    Weimar?
    Bürgermeister Torsten Meyer
    Haben wir einen neuen Bürgermeister?

    • Sa·ti·re
      /Satíre/
      Substantiv, feminin [die]

      1.
      [ohne Plural] Kunstgattung (Literatur, Karikatur, Film), die durch Übertreibung, Ironie und [beißenden] Spott an Personen, Ereignissen Kritik übt, sie der Lächerlichkeit preisgibt, Zustände anprangert, mit scharfem Witz geißelt
      „ein Meisterwerk, ein Meister der Satire“
      2.
      künstlerisches Werk, das zur Gattung der Satire (1) gehört
      „eine beißende, bittere, geistvolle Satire“

      😉

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