Wie weiter mit dem Wassertor?

Ein Tor könnte dieser Story guttun, eines mit einer neuen Nutzung. Denn, Achtung, keine Satire: Seit Anfang des Jahres stehen die Räume des Wassertors leer. Dort hatte mehr als 40 Jahre der „Club Maritim“ seinen Sitz, dieser hat sich aufgelöst (immer noch keine Satire). Was wird nun aus diesen historischen Räumlichkeiten in diesem letzten von ehemals fünf Stadttoren, das fragen sich bestimmt viele Einwohner Wismars. Und während die Stadt wahrscheinlich pausenlos an einem Gesamtnutzungskonzept arbeitet, hat Wismar News bereits drei fertige Ideen in der untersten Schublade. Und hier sind sie.

1. Eine neue Disco für Wismar

Mensa, Schwips, Pflaumenbaum, Enjoy, Liberty, Alubau, Klubhaus der Jugend oder Café Lissi – die Möglichkeiten, sich in und um Wismar rhythmisch zur Musik zu bewegen waren mal recht vielfältig. Diskotheken sind mittlerweile eine aussterbende Spezies, nicht nur in Wismar (unabhängig von Corona). Aber, wie heißt es so schön, alles kommt zurück, nicht nur Mode und Musik. Vermutlich auch die Disco. Deshalb soll in die obere Etage des Wassertors ein kleiner, aber feiner Club einziehen, mit dem Namen: Watergate II. In Anlehnung an das Original in Berlin, dem berühmten Schuppen für elektronische Tanzmusik an der Spree. Die Betreiber wollen das Konzept nach Wismar importieren – eine naheliegende Idee. Mit wechselnden DJ´s und Mottopartys. Die Nachtschwärmer dürfte es freuen. Dieser Vorschlag wird vor allem vom UNESCO-Sachbeschädigungsbeirat favorisiert, weil hier eine „sensible Mischung aus Backstein und Beatmusik“ zu erwarten sei, heißt es. Auch Wismars Bausenator Michael Berghain Berkhahn findet das „gut“, und würde gerne mal wieder eine „kesse Sohle aufs Parkett“ legen“, wie er sagt.

Das älteste Gewerbe der Welt im vielleicht ältesten Bordell der Welt. Hier gibt es frisch Geangeltes. (Foto: WN)

2. Seefahrerromantik par excellence

Was ist eine Hafenstadt ohne eine Rotlichtmeile? Die Älteren erinnern sich vielleicht, am Spiegelberg gab es mal eine Reihe von Bordellen. Die Älteren gibt es teilweise noch, die Bordelle aber nicht, bzw. kaum. Das könnte sich bald ändern. Die Hamburger Rotlichtlegende Karl-Heinz „Kalle“ Koslowski will aus dem gotischen Kleinod ein „deftiges Bumslokal“ machen, wie er selbst sagt. „Im Erdgeschoss gibt’s Bier und Fischbrötchen, in den oberen Etagen auch. Ha ha. Und falls das Geschäft unten nicht läuft, wird es oben abgepuffert.“ Wismar News distanziert sich von diesen Aussagen. Das Etablissement soll „Fischers Ritze“ heißen, wohl wegen der Nähe zum Hafen. Ein- bis zweimal pro Woche wird mit reduzierten Preisen für Rentner und Studenten geworben. (Werbeslogan: „Das kostet Sie ein Hecheln“) Die Idee des Bordells im Wassertor wird bereits heiß in der Bürgerschaft diskutiert, ein Beschluss ist wohl nur noch Formsache, wie Wismar News erfahren haben will. Denn auch 2019, als die Bordell-Eisenbahn eingeführt wurde, konnte es den Stadtvertretern nicht schnell genug gehen.

Arbeitsalltag bei Wismar News. Im neuen Domizil gäbe es ein deutlich größeres Redaktionsvermögen. (Foto: WN)

3. Das Tor zur Witze-Welt?

Bei diesem Szenario würde die komplette Redaktion von Wismar News in das Wassertor umziehen. Es wäre eine logistische Herkulesaufgabe. „Wir suchen schon lange nach einer angemessenen Location. Unser 300-köpfiges Rechercheteam braucht ja schließlich Platz. Ein Baudenkmal als Epizentrum des Flachwitzes, dazu nah am Wasser gebaut. Das hat doch etwas“, sagt der zu Recht unbekannte Chefredakteur. Was genau er damit meint, bleibt jedoch unklar. Bauliche Veränderungen müsste es jedenfalls keine geben. Nur ein Briefkasten für Ideen und Beschwerden im Torbogen würde auf den Stammsitz der Redaktion im Wassertor hinweisen. Diese Idee ist ebenfalls in der Prüfung, die Wismarer Bürgerschaft hat sie in den Eigenbetriebsausschuss verwiesen. „Dort wird sich ohnehin viel mit Entsorgung beschäftigt,“ sagte Bürgermeister Thomas Beyer. „Und dahin gehört dieser Vorschlag auch, nämlich in den Müll. Ich bin der Letzte, der etwas gegen eine Disco oder einen Puff hat. Aber bei Satire hört der Spaß auf.“

Historisch schlechte Satire? Nein, das Schild ist echt. Der Briefkasten dient zugleich als öffentlicher Mülleimer. (Foto: WN)

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