Es geht um nicht weniger, als um einen der schönsten Plätze in Norddeutschland: Den Platz des Friedens Marktplatz in Wismar. Das etwa einen Hektar große, fast quadratische Areal, soll weiterentwickelt werden. Bis 1995 wurde der Markt als Parkplatz genutzt – daran soll nun angeknüpft werden. Heißt: Weniger Grün, mehr Autos. Deutlich mehr Autos sogar. Die Vorschläge zur Umgestaltung liegen exklusiv unter auf dem Tisch von Wismar News.
Schnellrestaurant im Rathaus?
Alle Fraktionen der Bürgerschaft sind sich einig; die Stadt braucht den Marktplatz als Parkplatz. Nach Anregung von Piraten und Grünen soll zunächst das historische Kopfsteinpflaster vollständig durch Asphalt ersetzt werden, um die Fahrgeräusche der Autos zu reduzieren. Das gesamte Areal würde dann in verschiedene Bereiche unterteilt werden: PKW, Wohnmobile, Reisebusse und große LKW (mit Übernachtung). Im Gespräch ist auch eine Tiefgarage unter dem Rathaus für Mitarbeiter der Verwaltung. Da die meisten von ihnen nicht mehr als einen Zweitwagen haben, dürfte der Platz ausreichen. Und, worauf viele schon lange warten: Ein Fast Food Restaurant, allerdings als Drive-in. Unter dem Namen „Burgerbüro“ soll es im Giebel des Rathauses eingerichtet werden. Was den Wochenmarkt betrifft; dieser soll zunächst in den Innenhof des Fürstenhofes umziehen, bis eine endgültige Variante gefunden ist.
Zuckerbrot und Porsche
Selbstverständlich hätte ein Marktplatz für ca. 300 Fahrzeuge auch den Effekt, dass ordentlich Geld in die Stadtkasse gespült würde, denn es warten 25 Parkautomaten auf die Gebühren. Mit einer bisher wohl einmaligen Maßgabe: Wer länger parkt, zahlt weniger. Als Anreiz, um die Menschen in die Stadt zu locken. Das Geld soll, so steht es im Konzept, besser in der Innenstadt ausgegeben werden. SPD und CDU gehen mit ihren Ideen sogar noch einen Schritt weiter und fordern zusätzlich eine Tankstelle auf dem Marktplatz. Ein idealer Standort ist offenbar auch schon gefunden. Nämlich dort, wo die frühere Wasserkunst steht, bzw. der jetzige Dönerladen (Wismar News berichtete). Das Gebäude könnte, so der Plan, umgesetzt werden, an einen anderen prominenten Ort, wie zum Beispiel den Kreisverkehr in der Ulmenstraße.
Windpark am Hafen als Ausgleich
Das Gesamtkonzept steht also. Der UNESCO-Sachbeschädigungsbeirat ist aus dem (Backstein) Häuschen. Einige Umweltschützer haben jedoch vorsichtige Kritik geäußert, ob das wirklich eine gute Idee sei. Diese Bedenken können zerstreut werden. Es soll eine Messstation für die Luftqualität der Innenstadt geben, an der Wendorfer Seebrücke. Außerdem wird, der Natur zuliebe, eine Ausgleichsfläche geschaffen. Der große Sandparkplatz am Alten Hafen (Schiffbauerdamm) soll zu einem begrünten Windpark umfunktioniert werden. „Es ist eine Wind-Wind-Situation“, sagte Bürgermeister Thomas Beyer. „Und ein großer Parkplatz mitten im Altstadtkern, umrahmt von einem historischen Gebäudeensemble, das nenne ich visionär. Da setzen wir gerne die Anerkennung als Weltkulturerbe aufs Spiel. Der Markt reguliert sich von selbst, heißt es schließlich.“
Galerie: Der Markt der Möglichkeiten

Die wohl älteste Darstellung des Marktplatzes. 11. Jahrhundert, als norddeutsche Bergvölker sesshaft wurden. 
Eine Postkarte von 1984. Modern und zeitgemäß präsentiert sich der Parkplatz. 
November 1989. Die Menschen demonstrieren für Reformen. „Hier parkt das Volk“ skandieren ca. 50.000. 
Der Ist-Zustand. Steinwüste. Bonjour Tristesse. 
Burgerbüro und Tanke. Wird bald mehr aus diesem Entwurf? 
Hier sieht man den möglichen Standort der Tankstelle (rechts unten).
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