Klamottenladen wird zum Kino

Weltspiegel Wismar

Die guten Nachrichten für die Hansestadt Wismar wollen scheinbar nicht enden. Wonnemar gerettet, Ratsapotheke gerettet, Werft…noch nicht gerettet. Aber jetzt das: Wismar bekommt ein neues Kino, in diesen Zeiten sicher eine kleine Sensation. Wo vorher ein Klamottenladen war, befindet sich nun der Filmpalast mit dem Namen „Weltspiegel“. An dem denkmalgeschützten Gebäude in der Altwismarstraße deutet noch der Name „Stahlhaus“ darauf hin, dass sich dort mal ein Modegeschäft befand, wenn man genau hinschaut (Foto).

Nosferatu kommt nach Hause

Das Besondere an dem Kino ist: Es werden ausschließlich Klassiker gezeigt, überwiegend aus den 70er und 80er Jahren. Aber auch der Stummfilmklassiker „Nosferatu“ ist im Programm, 1921 zum Teil in Wismar gedreht. Es gibt insgesamt 670 Plätze und einen Balkon, außerdem einen kleinen Raucherbereich mit Drehsesseln, dazu Studentenrabatt. Für den aufwendigen Umbau wurden unter anderem der Fußboden angehoben und die Fassade neugestaltet. Nicht zu übersehen ist die altmodische, analoge und dadurch charmante Leuchtreklame.

So kennen viele Einwohner das markante Haus in der Altwismarstraße noch. (Quelle: Stadtarchiv Wismar)

Eröffnung mit Stars der 80er

Hinter der Idee stecken drei Wismarer. Einer von ihnen ist Roman Vorlage. Er ist überzeugt: „Die Stadt braucht so ein Programmkino. Außer dem früheren Café-Kino (Cinestar, d. Red.), wo nur die üblichen Blockbuster laufen, gibt es doch nichts, von den spärlichen Angeboten im Tiko und Landesfilmzentrum mal abgesehen.“ Was die Investitionskosten betrifft, gibt es keine Auskünfte. Hinter den Kulissen wird gemunkelt, dass Fördermittel geflossen sind. Ein Eröffnungstermin steht noch nicht fest. Zur Premiere haben sich aber Filmstars aus den 80ern angekündigt. „Wir konnten David Hasselhoff und Chuck Norris überreden, dazu ist noch ein Überraschungsgast geplant“, so Vorlage weiter.

Kinoverband blickt nach vorn

Der Branchenverband HDF begrüßt diese Pläne. „Es ist eine mutige, aber durchaus zukunftsträchtige Entscheidung“, sagt Manfred „Cutter“ Maran. „Seit dem 2. November sind deutschlandweit die Kinos geschlossen. Trotz etablierter Hygienekonzepte und keinem nachgewiesenem Infektionsfall. Das Kino wird nach Corona aber relativ schnell ein großes Comeback feiern. Den Menschen ist während dieser Krise aufgefallen, dass kulturelle Angebote fehlen. Alle warten darauf. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es dem Kino bald wieder bessergehen wird.“

Bürgerschaft hüllt sich in Schweigen

Die Bürgerschaft muss dem Vorhaben noch nachträglich zustimmen. Schließlich gehört das denkmalgeschützte Gebäude mit seinem Jugendstilgiebel zum Welterbe-Ensemble. Die Stadtvertreter halten die Pläne bislang offenbar geheim. So geheim, dass sie selbst nicht wissen, worum es geht. Auf eine nie erfolgte Nachfrage von Wismar News sagte der Bürgermeister nur: „Ich glaube, Sie sind im falschen Film.“

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